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Der Warschauer Aufstand stellte die größte militärische Aktion des europäischen Untergrundes gegen den deutschen Okkupanten während des II. Weltkriegs dar. Er wurde von ca. 20.000 Soldaten der Heimatarmee (AK) begonnen, wenn auch die Gefechtsstärke dieser Organisation in Warschau eigentlich mehr als doppelt so hoch war. In der Folgezeit schlossen sich ihr einige hundert Soldaten der Nationalen Streitkräfte und der kommunistischen Volksarmee (AL) an.

Im Grunde genommen von den ersten Tagen des Aufstandes an, bekundete die Sowjetunion ihm gegenüber eine offensichtlich feindliche Einstellung. Die Ursachen dieser Haltung lagen in den völlig unterschiedlichen Zukunftskonzeptionen für Polen, die einerseits das Staatsoberhaupt der UdSSR, -Diktator Josef Stalin - und auf der anderen Seite die polnische Exilregierung unter der Führung von Stanislaw Mikolajczyk besaßen. Letzterer beabsichtigte, in Anlehnung an die westlichen Großmächte Großbritannien und die Vereinigten Staaten, eine unabhängige Republik aufzubauen. Diese Vision bedrohte Stalin, der danach strebte, Polen ein kommunistisches Regime aufzuzwingen und gleichzeitig den Schein seiner Unabhängigkeit zu wahren. Den Plänen des Kremels stand die diplomatische Aktivität der polnischen Regierung in den westlichen Hauptstädten und des polnischen Staates im Untergrund mit ihrem bewaffneten Arm - der Heimatarmee (AK) -entgegen, die auf dem Höhepunkten ihrer Entwicklung im Jahre 1944 fast 300.000 Soldaten zählte

 

Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur polnischen Regierung im April 1943 beschleunigte Stalin den Aufbau kommunistischer Strukturen in Politik und Militär in der UdSSR, die gemäß seiner Weisung in Zukunft die Macht in Polen übernehmen sollten. Die militärische Aktivität der Heimatarmee auf dem östlichen Territorium des polnischen Staates, das von der UdSSR in den Jahren 1939-1941 okkupiert wurde und auf welches sie auch weiterhin Ansprüche erhob, stellte einen zusätzlichen Faktor dar, der die Feindschaft Moskaus auslöste. Davon konnte sich der britische Außenminister Anthony Eden während der Moskauer Konferenz überzeugen, als er am 29.10.1943 seinen sowjetischen Kollegen Wiaczeslaw Molotow fragte, ob seiner Meinung nach die Heimatarmee zu unterstützen sei. Die Antwort fiel negativ aus, obwohl die Russen gerade aus dieser Quelle – unter Vermittlung Londons – wiederholt wertvolle nachrichtendienstliche Informationen über das militärische Potential des Dritten Reiches erhalten hatten. Auch führte die Heimatarmee Sabotageakte durch, die unter anderem gegen deutsche Kommunikationslinien im Hinterland der Ostfront gerichtet waren.

 

Doch das hinderte Stalin nicht daran, eine noch heftigere Attacke gegen die Heimatarmee während der Teheraner Konferenz (28.11.-1.12.1943) zu führen. Seine unbegründeten Anschuldigungen gegen diese Organisation bezüglich ihrer vermeintlichen Zusammenarbeit mit den Deutschen, forderten weder den Widerspruch des britischen Premierministers Winston Churchill, noch des Präsidenten der USA Franklin D. Roosevelt heraus, obwohl sie die Wahrheit kannten. Zu dieser Zeit lenkte der sowjetische Führungsstab seine Einheiten anstatt gegen die Deutschen zu kämpfen, in die Ostgebiete der Republik Polen, um „polnische nationalistische Banden" zu vertreiben und provozierte somit einen Konflikt mit der Heimatarmee.

 

Der Warschauer Aufstand stellte den Höhepunkt des Plans „Burza"(Sturm) dar, dessen Ziel es gewesen war, Polen durch die Heimatarmee von der deutschen Besatzung zu befreien und die Macht im Lande durch die Vertreter der polnischen Exilregierung zu übernehmen. Die Operationen in den Ostgebieten der Republik im Frühjahr und Sommer des Jahres 1944 waren aufgrund sowjetischen Gegendrucks von Mißerfolg gekennzeichnet. Die Einheiten der Heimatarmee nahmen zwar an der Befreiung von Vilnius und Lwow teil, sie wurden aber nach anfänglicher Zusammenarbeit gegen die Deutschen von den Russen entwaffnet, inhaftiert und in das Landesinnere der UdSSR deportiert. Manchmal kam es auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, wenn die Polen sich selbst verteidigend zur Wehr setzten. Dennoch riefen die offenkundig feindseligen Handlungen Moskaus gegen eine Organisation, die eine Verbündete der westlichen Alliierten war, keine wesentlichen Reaktionen in London oder Washington hervor. In diesen Hauptstädten glaubte man, daß der Test für die sowjetischen Intentionen erst die der Haltung der Roten Armee zu Gebieten westlich der Curzon-Linie sein wird, also zu Gebieten, an welche die UdSSR keine territorialen Ansprüche stellte.

 

Stalin beabsichtigte, es jedoch nicht zuzulassen, daß die in London residierende legale polnische Regierung jemals wieder nach Polen zurückkehren darf. Zu diesem Ziel bildete er eine Marionettenregierung unter dem irreführenden Namen Polnisches Komitee der Nationalen Befreiung (PKWN), deren Entstehung Moskau am 22.7.1944 bekanntgab. Die durch dieses Ereignis beunruhigten Churchill und Roosevelt beruhigte der sowjetische Diktator dadurch, daß er sich mit dem Empfang des Premierministers Mikolajczyk einverstanden erklärte. Dieser erreichte Moskau am 30.7.1944.

 

Am 1.8.1944 brach der Warschauer Aufstand zu einem Zeitpunkt aus, als die Rote Armee sich den Vorstädten des rechten Weichselufers Warschaus näherte und es den Anschein hatte, daß sie in Kürze in die Stadt einmarschieren würden. Ein Anliegen der am 23.6.1944 von Weißrußland aus begonnenen Offensive der Roten Armee war die Eroberung Warschaus und die Schaffung von Brückenköpfen am linken Weichselufer der Stadt. Der Ausbruch des Aufstandes traf aber mit einer deutschen Gegenoffensive zusammen, welche kurzzeitig die Russen an den Brücken Warschaus aufhielt, was später der sowjetischen Propaganda den Vorwand gab, die Untätigkeit ihrer Armeen während des Aufstandes zu erklären.

 

Die Aufständischen besetzten die Mehrzahl der wichtigsten Stadtbezirke Warschaus, die auf dem linken Weichselufer gelegen waren. Doch konnten sie die Brücken über den Fluß nicht einnehmen, obwohl sie eine Hauptarterie der Versorgung der deutschen Kräfte lähmten, die sich am anderen Ufer befand. Das Schicksal der polnischen Hauptstadt lag nun in den Händen Stalins. Mikolajczyk kam nun die Aufgabe zu, ihn um Hilfe für einen Aufstand zu bitten, dessen Erfolg die politischen Absichten der UdSSR bedrohen würde. Obwohl die Deutschen, die an zwei Fronten kämpfen mußten, über keinerlei Reserven verfügten und in den ersten Augusttagen eiligst erschaffene Polizeiformationen zur Niederschlagung des Aufstandes einsetzen, blieb wenig Zeit.

 

Im Verlauf der Gespräche mit dem polnischen Premierminister am 3.8.1944 zweifelte Stalin an den militärischen Möglichkeiten der Heimatarmee, die Hauptstadt befreien zu können. An diesem Tage verhinderte das Wetter, daß die alliierten Flugzeuge, die von Flughäfen in Italien gestartet waren, Waffenabwürfe für die Aufständischen durchführen konnten. Churchill wendete sich persönlich an die Russen und bat sie um Unterstützung, doch der Diktator gab ihm am 5.8.1944 zur Antwort, daß die von den Polen stammenden Nachrichten weit übertrieben seien, und daß die Heimatarmee nur aus einigen Einheiten bestünde, die sich ungerechtfertigt Divisionen nennen würden, und die dadurch nicht in der Lage seien, die Stadt zu erobern. Als Stalin vier Tage später Mikolajczyk verabschiedete, schien er über die Situation in Warschau besser informiert zu sein, und so versprach er Hilfe. In Wirklichkeit beabsichtigte er jedoch alles zu tun, damit der Aufstand mit einer Niederlage endet.

 

Der Vorstoß der Roten Armee in Richtung Warschau kam zum Stillstand. Die sowjetische Luftstreitkräfte zeigten sich den ganzen August und in der ersten Dekade des Septembers nicht über Warschau und erlaubten es einigen deutschen Stuka-Bombern, die vom nur wenigen Flugminuten entfernten Flugplatz Okecie starteten, ungehindert die Stellungen der Aufständischen zu bombardieren. Gleichzeitig überquerten polnische, britische und südafrikanische Flugzeugbesatzungen unter größten Verlusten von Italien aus halb Europa, um für die Aufständischen Waffen und Versorgungsgüter abzuwerfen. Auch war es ihnen nicht erlaubt, auf der sowjetischen Seite der Front zu landen, selbst wenn ihre Flugzeuge beschädigt gewesen waren

 

Mitte August machte Stalin vor den Westmächten keinen Hehl mehr aus seiner dem Aufstand gegenüber feindlich gesinnten Haltung und verweigerte über die sowjetische Diplomatie den Amerikanern die Erlaubnis zu einem Pendelflug von 100 amerikanischen Bombern.

Diese sollten von Stützpunkten in Großbritannien aus starten und Vorratsbehälter mit Waffen über Warschau abwerfen, um danach auf Flughäfen in der Ukraine zu landen. In einer sowjetischen Note, welche die Botschaft der USA in Moskau erhielt, wurde festgestellt: „...der Ausbruch (des Aufstandes) in Warschau, in den auch die Zivilbevölkerung hineingezogen wurde, ist das Werk von Ruhestörern und die sowjetische Regierung kann hier nicht Hand anlegen".

 

Auch wenn die Passivität der Roten Armee zu Lande noch irgendwie zu erklären war, so ließ die Haltung Stalins in der Frage der alliierten Abwürfe keine Illusionen darüber mehr zu, daß er dem Aufstand einen möglichst verheerenden Ausgang wünschte. Der Diktator deckte seine Absichten jedoch zu voreilig auf und setzte sich dadurch dem Konflikt mit den westlichen Verbündeten, besonders den Briten, aus. Seine Befürchtungen waren übertrieben, denn die Versorgungsabwürfe aus der Luft konnten ohne die Unterstützung zu Lande, die sich ständig verschlechternde Lage der Aufständischen, nicht wirklich verändern.

 

Churchill wollte ihnen helfen und die Amerikaner zur Unterstützung seiner Bemühungen in Moskau bewegen. Die Idee, eine entschiedenere Haltung gegenüber der UdSSR einzunehmen, fand keine Unterstützung im Weiße Haus. Dem britischen Premierminister gelang es lediglich, Roosevelt zu einem gemeinsam verfaßten Brief vom 20.8.1944 an Stalin zu überreden, in dem sie sich mit der Bitte um die Zustimmung zu Pendelflügen an ihn wandten. Aus dem Kreml kam jedoch erneut eine Absage. Eine weitere Idee von Churchill, die Westmächte sollten Moskau vor vollendete Tatsachen stellen und den Aufständischen die Hilfsflugzeuge schicken, um später auf sowjetischen Flughäfen ohne Erlaubnis zu landen, scheiterte am Widerstand Washingtons. Ende August 1944 befand der amerikanische Präsident, daß die westlichen Alliierten nicht mehr in der Lage seien, den Aufständischen in der Frage von einer Hilfe aus der Luft zu helfen. Die Informationen über den Aufstand und die Position Stalins, die Roosevelt erreichten, gingen zu allererst durch die Zensur und über den Schreibtisch seines Beraters Harry Hopkins, der mit der UdSSR sympathisierte und von Einigen sogar der Spionage-Zusammenarbeit mit den Russen verdächtigt wurde.

 

Trotzdem einigte sich London am 30.8.1944 mit Washington über die Herausgabe einer Deklaration, in welcher die Kräfte der Aufständischen als militärische Mitstreiter gewürdigt wurden. Churchill hatte in dieser Frage von Anfang an keine Zweifel, und die fast einmonatige Verzögerung ergab sich vor allem aus dem Warten auf eine Entscheidung der USA. Da es das erklärte Ziel Moskaus war, die Heimatarmee zu eliminieren, beabsichtigte es auch nicht, sich dieser Deklaration anzuschließen.

 

Die feindliche Einstellung des Kremls zum Warschauer Aufstand führte am 4.9.1944 auf der Sitzung des britischen Kriegskabinetts zu einer scharfen Kritik an der UdSSR. Die Minister richteten einen Brief direkt an Stalin, in dem sie ihrer Beunruhigung Ausdruck verliehen, seine Politik sei mit dem Geist der antideutschen Koalition nicht vereinbar. Im Rahmen einer Vergeltungsmaßnahme erwog Churchill sogar die Einstellung des Geleitschutzes in die UdSSR, doch wurde er durch das Foreign Office gebremst. In amerikanischen Kreisen vertrat der junge und damals vielversprechende Diplomat George Kennan eine ähnliche Meinung. Roosevelt war aber weit davon entfernt, die Empörung der Briten zu teilen und sendete am folgenden Tag ein kurioses Telegramm an den britischen Amtsträger, in dem er - sich auf vermeintliche Informationen seines Geheimdienstes berufend - feststellte, die Aufständischen hätten Warschau verlassen und das Problem habe sich auf diese Weise von selbst gelöst.

 

Die von der Haltung der UdSSR empörte britische Regierung ermunterte die Presse, die Ursachen für das Versagen der Hilfe der westlichen Alliierten zu ergründen. Seit dem Fall Katyn, den man wirksam ausgeblendet hatte, schrieb die britische Presse das erste Mal offen über die Verstimmung in der Koalition, die sich aus der polnischen Frage ergab. Die Stimmen der größten Tageszeitungen begleiteten eine tatsächliche Beunruhigung der britischen Politik und Diplomatie, die durch die Absichten Stalins heraufbeschworen wurde. Auch wuchsen die Befürchtungen in bezug auf die Nachkriegsbeziehungen zueinander. Doch letztlich nahmen die Beziehungen der westlichen Großmächte zur UdSSR durch den Warschauer Aufstand keinen Schaden. Moskau erklärte sich wohl unter dem Druck der Westmächte am 9.9. 1944 mit den Pendelflügen einverstanden, obwohl das ihre feindliche Haltung gegenüber dem Aufstand nicht veränderte.

 

Die sowjetische Propaganda ließ daran keinen Zweifel. Die Übertragungen in Radio Moskau drohten den Anführern des Aufstandes, darunter auch dem Kommandanten der Heimatarmee,General Tadeusz-Bor-Komorowski, nach dem Einmarsch der Roten Armee in die Stadt mit Gericht und Todesstrafe. Vor den westlichen Verbündeten hielt Stalin jedoch trügerisch den Schein aufrecht. Am 10.9.1944 befahl er Praga, den Warschauer Stadtteil am rechten Weichselufer zu erobern, was die Russen vier Tage Zeit kostete und weiterhin mit den Abwürfen für die Aufständischen durch die sowjetische Luftwaffe zu beginnen. In der Nacht wurde dieses von PO-2-Maschinen mit geringer Zuladung bewerkstelligt, die die Waffen und Munition aus solch geringer Höhe und ohne Fallschirme abwarf, daß die Ladung oft zerstört unten ankam. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die aus Italien kommenden Flieger der Alliierten den Aufständischen über 100 Tonnen Hilfslieferungen zugestellt. Diese Lieferungen wurden mit dem Verlust von 250 Piloten bezahlt.

 

Erst am 18.9.1944 konnten sich bei Tage über 100 amerikanische Fliegende Festungen B-17 über Warschau zeigen, die 1330 Vorratspakete mit Waffen, Munition und weiterer Gütern abwarfen und danach auf der sowjetischen Seite der Front landeten. Die Hilfe kam jedoch zu spät und ihre Wirksamkeit war, angesichts dessen, daß das in den Händen der Heimatarmee befindliche Gebiet Warschaus sich im Vergleich zur ersten Augusthälfte

erheblich verkleinert hatte, begrenzt (nur etwa 400 Vorratspakete gelangten in die Hände der Aufständischen).

 

Die sowjetischen Operationen am rechten Weichselufer der Stadt führten zum Abbruch der Kapitulationsverhandlungen der aufständischen Befehlshaber mit den Deutschen. Doch die Hoffnungen auf Hilfe erwiesen sich als gegenstandslos. Zwar versuchten in den Tagen 15.9.-19.9.1944 einige Einheiten der sogenannten I. Korps der Polnischen Armee (die von der UdSSR als Keimzelle der Streitkräfte eines kommunistischen Polens ins Leben gerufen wurden) Brückenköpfe am linken Weichselufer Warschaus zu erobern, doch erlitten sie dabei solch starke Verluste (ca. 2000 Tote und Vermißte), daß die Operation letztlich nur als Fiasko bezeichnet werden konnte. Die zu ihrer Durchführung vorgesehenen Streitkräfte waren zahlenmäßig zu schwach und bekamen keine ausreichende Feuerunterstützung.

 

Die sowjetischen Abwürfe für die Aufständischen, ihre Einverständniserklärung zu den Pendelflügen und die Landungsversuche über die Weichsel, konnten den Anschein erwecken, daß die UdSSR ihre Haltung gegenüber dem Aufstand verändert habe und ihm helfen wollte. Doch weit gefehlt Davon konnte sich der Vertreter des Polnischen Komitees der Nationalen Befreiung (PKWN) in Moskau Stefan Jedrychowski bald überzeugen. Am 23.9.1944 versuchte er sich mit Molotow über die Richtlinien für die kommunistische Propaganda bezüglich des Aufstandes zu verständigen. Der Repräsentant des PKWN nahm irrtümlich an, daß sich die Haltung der UdSSR zum Aufstand verändert habe. Folgendes bekam er von seinem Gesprächspartner zu hören: „Der Volkskommissar Molotow fragte vorab, ob ich die Einschätzung der Ereignisse in Warschau seitens der sowjetischen Regierung (als antisowjetische Provokation der Heimatarmee) kennen würde. Ich antwortete, daß mir diese Einschätzung bekannt sei und daß ich annähme, sie würde auf die erste Phase des Warschauer Aufstandes bezogen sein. Darauf erhielt ich die Antwort, daß sich an der Bewertung nichts geändert habe". Diese Sätze äußerte der Untergebene Stalins nur wenige Tage nachdem die kümmerlichen Reste der I. Korps in den Stadtteil Praga - am rechten Weichselufer Warschaus - zurückgekehrt waren.

 

Aller Hoffnung auf eine reale Hilfe beraubt, waren die Aufständischen am 2.10.1944, nach 63 Tagen einsamen Kampfes gezwungen, die Kapitulation gegenüber den Deutschen zu unterschreiben, die in den nun folgenden Monaten das Werk einer systematischen Zerstörung Warschaus vollzogen. Erst im Januar 1945 startete die Rote Armee eine weitere Offensive auf dem Gebiet Zentralpolens. In deren Folge wurden die Deutschen am 17.1.1945 aus der Ruinen der Hauptstadt Polens vertrieben.

 

Das Fehlen einer realen sowjetischen Unterstützung für den Warschauer Aufstand ergab sich aus einer konsequenten Durchsetzung Stalins Szenariums, das die Erschaffung einer Vasallen-Regierung in einem nur scheinbar unabhängigen Polen vorsah. Nachdem die Deutschen das größte Zentrum des polnischen Unabhängigkeitskampfes zerschlagen hatten, versetzte das Stalin und das von ihm abhängige PKWN, das in der Silvesternacht 1944/45 in eine sogenannte Übergangsregierung umgewandelt wurde in die Lage, ihre erträumten Pläne in die Tat umzusetzen.

 

Dr. Jacek Tebinka, Danzig

 

 

 

 

Literatur:

 

T. Bor-Komorowski, Armia Podziemna (Die Armee im Untergrund), Warschau, 1967

 

P.M.H. Bell, John Bull & the Bear. British Public Opinion, Foreign Policy and the Soviet Union 1941-1945, London 1990

 

J.M. Ciechanowski, Powstanie warszawskie. Zarys podloza politycznego i dyplomatycznego. (Der Warschauer Aufstand. Abriß der politischen und diplomatischen Hintergründe.), Warschau 1984 (englische Version: The Warsaw Rising of 1944)

 

Churchill & Roosevelt. The Complete Correspondence, vol. III:

Alliance Declining II 1944 - IV 1945, ed. by W. Kimball, Princeton, 1984

A.K. Kunert, Rzeczpospolita Walczaca. Powstanie warszawskie 1944. Kalendarium. (Die kämpfende Republik. Der Warschauer Aufstand 1944. Kalendarium.), Warschau, 1994

 

A. Orpen, Airlift to Warshaw. The Rising of 1944, (1984)

 

A. Przygonski, Stalin i powstanie warszawskie (Stalin und der Warschauer Aufstand), Warschau, 1994

 

T. Sawicki, Wyrok na miasto (Eine Stadt wird verurteilt), Warschau, 1993

 

T. Zenczykowski, Samotny boj Warszawy (Der einsame Kampf Warschaus), Paris, 1985

 

J.K. Zawodny, Powstanie warszawskie w walce i dyplomacji (Der Warschauer Aufstand in

Kampf und Diplomatie), Warschau, 1994, (englische Version: Nothing but Honour. The Story of Warshaw Uprising)

 

 

 

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