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Die Veröffentlichung dieses Artikels wurde durch
die Großzügigkeit der Stiftung de Brzezie Lanckoronski ermöglicht.
Mit Beginn der deutschen und sowjetischen Okkupation im Herbst 1939 begann die konspirative Arbeit nicht nur auf politischem und militärischem Gebiet sondern in jedem Sektor des national-staatlichen Lebens. Das ganze Bemühen zielte auf die Bewahrung der vaterländischen Denkweise ab.
Unter den ersten gesamtnationalen Organisationen, die in den Untergrund gingen, war der Polnische Pfadfinderverband (Zwiazek Harcerstwa Polskiego – ZHP), der seit Februar 1940 unter dem Decknamen „"Graue Reihen" (Szare Szeregi) auftrat.
An der Spitze des ZHP stand das Hauptquartier, Deckname „Bienenhaus" (Pasieka).Das Land war in 20 „Bienenstöcke" (ul), d. h. 20 „Vorkriegsfahnen" unterteilt. Die „Bienenstöcken" (Fahnen) waren wiederum in Schwärme (roje) oder anders gesagt - Rotten unterteilt. Diese nun gliederten sich in „Familien" bzw. Gruppen.
Während der Okkupation gab es zwei Vorsitzende der „Grauen Reihen", Priester Oberstleutnant Jan Mauersberger (1939 – 1942) und Piotr Kupczynski (1942 – 1945). Befehlshaber der Pfadfinderorganisation waren Florian Marciniak (1939 – 1943), Stanislaw Broniewski (1943 – 1944) und Leon Marszalek (1944 – 1945). Der Decknamen der Pfadfinderorganisation sowie für den gesamten Polnischen Pfadfinderverband ZHP war „Graue Reihen" (Szare Szeregi).
Das Ziel der „Grauen Reihen" war die Erziehung der Jugend durch ihre Teilnahme am stattfindenden Kampf. Mit der Erfüllung dieser Aufgabe bildeten die „Grauen Reihen" eines der Elemente des Polnischen Untergrundstaates....".
Das Programm der Pfadfinder unter der Losung „Heute - Morgen – Übermorgen" akzentuierte die Teilnahme am Kampf in der ersten Reihe... Sein Grundgedanke war, daß jeder Pfadfinder am Kampf während der Konspiration („Heute") teilnahm, und sich gleichzeitig auf den offenen Kampf in der Zeit der Aufstände („Morgen") , sowie auf die Arbeit in einem freien Polen („Übermorgen") vorbereitete, um also voll engagiert in allen drei Etappen des polnischen Lebens zu leben".
Am 3. November 1942 wurde die Pfadfinderorganisation in 3 Altersstufen unterteilt: „Zawisza" - Pfadfinder im Alter von 12 – 14 Jahren, die für Hilfsdienste beim Aufstand geschult wurden und die die geheime Schulausbildung fortsetzten.
Die „Kampfschulen" – Pfadfinder im Alter von 15 – 17 Jahren, die kleinere Sabotagen, die Aktion „N" d. h. zersetzende Propaganda unter den Deutschen durchführten und Erkundigungen einholten. Während des Aufstandes führten sie die Ausbildung des einfachen Schützen, die Schulung auf dem Gebiet der Dienste bei Postbefehlshabern, bei Nachrichtenabteilungen und Erkundungstrupps durch. Für das"Übermorgen" setzten sie den Schulunterricht und die Berufsausbildung in den geheimen Zirkeln fort.
„Die Sturmgruppen" der Pfadfinder im Alter über 17 Jahre führten im Rahmen des Programms „Heute" die sogenannte „Große Diversion" und den Partisanenkampf durch. Für das „Morgen" wurden die Offiziersschulausbildung auf dem Gebiet der Pioniere, der Kraftfahrer und Kurse als Kompanieführer in Angriff genommen. Für das "Übermorgen" wurden die Schul- oder Berufsausbildung beendet, ein Studium im Rahmen geheimer Vorlesungen aufgenommen und sich auf die Arbeit in den künftigen „wiedererlangten Gebieten" vorbereitet.
Im Rahmen der „Grauen Reihen" wurde die Offiziersschule der Heimatarmee „Agrykola" tätig. Beispiele für die Aktionen der „Grauen Reihen" sind:
Die Kleinsabotage umfaßte das regelmäßige Malen eines Ankers auf den Mauern – als Zeichen des kämpfenden Polens sowie einer Schildkröte (arbeite langsam), das „V" (als Siegeszeichen) sowie solche Aufschriften wie: „Polen lebt" und „Pawiak* wird gerächt". Deutsche Fahnen wurden heruntergerissen und polnische angebracht. Es wurden den Fotografen, die Fotos von Deutschen ausgestellt hatten, die Scheiben eingeschlagen; die Tafel mit der deutschen Aufschrift am Kopernikus-Denkmal in Warschau wurde abgerissen, es wurden Sonderausgaben mit irreführendem Titeln herausgebracht. Diese Aktion umfaßte das gesamt Land.
Die Geheimdienste „WISS" (Geheimdienst, Information der Grauen Reihen) sammelten Informationen über die im Lande stationierten deutschen Einheiten und ihren Bewegungen und leiteten diese weiter. Es wurde z.B. die erste Information über das Objekt Peenemünde weitergegeben sowie Pläne über verschiedene Einrichtungen der Luftwaffe- und Kriegsmarine weitergeleitet. Weiterhin wurden die Bewegungen auf den Straßen und an Bahnknotenpunkten beobachtet.
Die Aktion „N" – Es wurden Materialien „N" verbreitet, die die Demoralisierung des deutschen Okkupanten und seiner Familien bezweckten. Die Fahnen* * erhielten die Materialien „N", die sie dann in ihrem Gebiet verteilten. Die Materialien wurden in die Manteltaschen in Garderoben der deutschen Kaffees hineingesteckt usw., darüber hinaus auf Eisenbahntransporte und in Straßenbahnen (Abteile für Deutsche) hineingeworfen.
Der bewaffnete Kampf – wurde von den Sturmgruppen in „enger Abstimmung mit den zuständigen Befehlshabern der Heimatarmee selbständig oder in Form von einer Teilnahme an den Aktionen der anderen Abteilungen der Heimatarmee" durchgeführt.
Es wurde Anschläge auf die Eisenbahn verübt, Gefangene wurden bereit z.B. in Biala Podlaska, Pruszkow und Warschau, Waffen und Sprengstoff wurden produziert, die III. „Brücke" wurde verteidigt, es wurden Anschläge auf besonders verhaßte Funktionäre des „Okkupanten" u. a. auf General Kutschera – Gestapochef in Warschau verübt, die Teilnahme an der Befreiung der Gebiete der „Pinczower Republik". Ein besonderes Kapitel stellen die Kämpfe der Aufständischen dar.
Die Aktion am Zeughaus – ging in die Geschichte der „Grauen Reihen" als ihre erste größere Aktion ein. Sie erfolgte am 26. März 1943 an der Kreuzung der Straßen Bielanska und Dluga in Warschau. Ihr Ziel war die Befreiung von Jan Bytnar „Rudy" – dem Rottenführer. An der Aktion beteiligten sich 28 Pfadfinder unter der Leitung des Befehlshabers der Warschauer Fahne Stanislaw Broniewski. Die erfolgreiche Aktion führte zur Befreiung von Rudy sowie 24 anderen Personen, darunter den 2. Rottenführer GS Henryk Ostrowski. Der Angriff wurde auf einen Gefängniswagen verübt, der die Gefangenen vom Pawiak zur Szucha (Sitz der Gestapo) transportierte. Der Initiator und einer der Ausführenden dieser Aktion war Tadeusz Zawadzki („Zoska"). Leider ist Rudy 4 Tage später infolge der Folterungen gestorben, die er durch die Deutschen erlitten hatte.
Die Aktion Ostrobramska (Befreiung von Vilnius). Vom 6.-13.Juli 1944 nahm die Kompanie der Strumgruppe vom Leutnant „Turbacz" an den Kämpfen zur Befreiung von Vilnius teil.
Der Warschauer Aufstand. In dem Aufstand nahmen an den Kämpfen zwei Bataillone der Pfadfinder teil: „Zoska" und „Parasol". Es gab auch einige Kompanien der Sturmgruppen und Kampfschulen. Die Ausbilder der „Grauen Reihen" kämpften im Rahmen des Bataillons „Wigry" Die jüngsten Mitglieder der Zwisza-Gruppe nahmen als Läufer, Nachrichtenmelder und als die berühmten Briefträger der „Pfadfinderfeldpost „ teil. Die Pfadfinderinnen nahmen als Sanitäterinnen, Nachrichtenmelderinnen und in den Versorgungs- und Wirtschaftsdiensten in allen Abteilungen der Aufständischen teil.
Die Verluste waren gewaltig. Im Bataillon „Zoska" fielen oder wurden 300 Pfadfinder vermißt, darunter 48 Pfadfinderausbilder. Im Bataillon „Parasol" fielen 278 Pfadfinder, was 75 % der Personalstärke bedeutete. Weitere 33 Pfadfinder wurden in diesem Bataillon vermißt.
Die Organisation der Pfadfinderinnen benutzte den Decknamen „Bund der Kleeblätter" (Zwiazek Koniczyn) (1940-1943) und danach „Sei bereit" (Badz Gotow). Während der Zeit der Okkupation war Maria Krynicka die Befehlshaberin der Pfadfinderinnen. Die Arbeit bestand in der „Vorbereitung bzw. Ausübung der Dienste: Samariterdienst, Nachrichtendienst und Wirtschafts- und Versorgungsdienst (z.B. Soldatenkantine), das geheime Unterrichten....von Kindern, die Betreuung der Gefangenen und Kriegsgefangenen, die Unterstützung der Juden sowie die Vorbereitung für das Tätigwerden in den künftigen wiedererlangten Gebieten". Im Alter von 18 Jahren wechselten die Pfadfinderinnen zum Militärischen Dienst der Frauen der Heimatarmee (WSK) über.
Der Dienst für das Kind bestand in der biologischen Rettung der Werte der Nation, die Erfüllung der erzieherischen Funktion. Während der Okkupation wurden Heime für obdachlose Kinder organisiert, die Rettung der Kinder aus der Gegend von Zamosc durchgeführt , Stationen für Säuglinge sowie Ferienlager für die Kinder organisiert. Während des Aufstandes wurden ein Heim für Kinder ohne Fürsorge, Stationen für Säuglinge, Ferienlager für Kinder, sowie gelegentliche Betreuungsaktionen organisiert. Ältere Pfadfinderinnen waren schon im WSK im Nachrichten- Sanitäts- und im Versorgungsdienst tätig. Die Pfadfindermeisterin der Republik Polen Jadwiga Falkowska – die Stellvertreterin der Kommandantin des Militärischen Dienstes der Frauen der Heimatarmee - fiel am 7. August 1944 im Warschauer Aufstand.
Der geheime Abgesandte „Jur" Jerzy Lerski, wie die Adjutanten des Präsidenten der Republik Polen Wladyslaw Raczkiewicz aufzeichneten, als „Jur" einen Bericht über die Situation im Lande erstattet hatte, sprach „über eine Jugendbewegung /.../ er drückte sich enthusiastisch über die sogenannten Grauen Mannschaften aus, die ihre Aufgaben mit einer einmaligen Tapferkeit und Aufopferung ausüben".
Anmerkungen:
Alle Zitate, bis auf das Letzte stammen von: Stanislaw Broniewski, „Szare Szeregi" (Graue Reihen), London 1988. Das letzte Zitat stammt aus der in Vorbereitung befindlichen Arbeit von J. Piotrowski, „Dziennik Czynnosci Prezydenta RP Wladyslawa Raczkiewicza" (Journal der Tätigkeiten des Präsidenten der Republik Polen Wladyslaw Raczkiewicz). Der vorliegende Artikel stützt sich auf oben erwähnte Arbeit von Stanislaw Broniewski. Die Initiative des Artikels über die „Grauen Reihen" für die Internetseite der Heimatarmee geht auf W. Szablewski zurück.
Empfohlene Literatur:
- Stanislaw Broniewski, Szare Szeregi, London 1988
- Aleksander Kaminski, Kamienie na Szaniec, (mehrere Auflagen),
- Aleksander Kaminski, Wielka Gra (mehrere Auflagen).
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